Das Innere der Kapelle

Betritt man die Kapelle durch die "Pforte des Himmels", wie es außen über dem Eingang steht, so steht links an der Wand die große Gutsprieche oder das Gutsgestühl, hier saß die Gutsherrschaft. Außen ist die Prieche mit geschnitztem und vergoldetem Rankenwerk verziert.

Das Fensterglas im Gestühl ist so alt wie die Kapelle, mundgeblasen, grüngolden mit Schlieren. Die Rückwand der Prieche ist mit einer gepunzten und vergoldeten Ledertapete geschmückt. Da sie nur Jagdmotive und lustige Puttos zeigt, nimmt man an, dass sie aus STECHINELLIS Gutshaus stammt und ursprünglich nicht für die Kapelle gearbeitet war.

An der Wand über dem Gestühl stehen in Nischen vier Evangelistenfiguren, die älter als die Kapelle sind und aus dem Abbruch einer anderen Kapelle stammen. Die Schnitzarbeit dieser Figuren ist besonders fein und edel und die reichen Gewänder sind in prächtigen Farben gehalten.

Bemerkenswert ist die Taufe in Gestalt eines Engels, der von der Decke schwebt. Er wird über eine Rolle mit Gegengewicht im Dachboden heruntergelassen. In seinen ausgetreckten Händen hält er eine Muschel aus Kupferblech, in die man eine silberne Schale mit dem Taufwasser stellt.

An der Ostwand steht der Schnitzaltar, gestützt von zwei großen Engeln. Die Rückwand zeigt die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes. Im Hintergrund sieht man das gemalte Jerusalem, wie der Maler es sich gedacht hat, als kleinen bäuerlichen Ort.

Vier Evangelisten knien rechts und links, je zwei über einander. Das Antependium ist aus dem Empire, ein dicker Leinenstoff mit einer aufgemalten Girlande in Gold. Das Altar-Retabel oben zeigt, von zwei Löwen gehalten, das Doppelwappen STECHINELLIS und seiner zweiten Frau. STECHINELLI nahm den Hut ins Wappen, man sagt den Bettelhut, in Erinnerung an seine traurige Jugendzeit. Seine Frau nahm eine rote Rose ins Wappen.

An der Südwand steht die kleine Prieche, schmuckloser als das große Gestühl. Die Kirchenbänke, auf denen man recht steif, gerade und unbequem sitzt, sind auch noch die alten.

Die geschnitzte Kanzelbrüstung zeigt Christus mit der Weltkugel, rechts von ihm Petrus, links Paulus. Auf dem Schalldeckel steht in der Mitte der auferstehende Christus, umgeben von vier kleinen Engeln, die die Marterwerkzeuge in den Händen tragen. Sie sind in ihrer barocken Haltung besonders fein. Einer trägt den langen Stab mit dem Essigschwamm, der nächste die Leiter, mit der Christus vom Kreuz genommen wurde, ein anderer hat die drei Nägel in der linken Hand, mit denen Christus ans Kreuz geschlagen wurde. Der letzte Engel hat die Arme ausgebreitet. Er trug eine Geißel, die heute verloren ist.

An der Westwand eine reich mit goldenen Barockmotiven geschmückte Empore, auf der eine neuere kleine Orgel steht. Getragen wird die Empore von drei bemalten Holzsäulen.

Die Ölgemälde sind wesentlich jünger als die Kapelle. Ein heiliger Franziskus und eine Madonna mit dem Jesuskind und dem kleinen Johannes sind aus dem 19. Jahrhundert, eine sehr nachgedunkelte Kreuzigung und das Bild der Maria mit dem Christkind auf dem Schoß aus dem 18. Jahrhundert.

Die Decke, so wie man sie jetzt nach der Renovierung von 1982 sieht, soll wieder so aussehen wie 1692 und später. Zur Zeit Napoleons, als schlechte Zeiten waren und niemand Geld hatte, verfiel die Kapelle. Die Nachkommen von STECHINELLI waren fortgezogen, adlige Familien aus Celle wurden Besitzer von Gut und Kapelle, unter anderen ein Herr von Beulwitz. Sein Wappen, ein Halbmond mit drei Sternen ist an dem Patronatsgestühl zu sehen, von zwei Engeln gehalten. Er wohnte an einem anderen Ort und verpachtete Gut und Kapelle an die Bauern. Diese aber hatten kein Geld. Bevor nun die Kapelle zusammenbrach, ließ der Herr von Beulwitz Holzpfosten im Mittelgang aufstellen, um die Decke zu stützen. Bei der Gelegenheit wurde der ganze Raum weiß übergestrichen, weil er so unansehnlich geworden war. Und so ist die Kapelle geblieben beinah 100 Jahre.

Erst 1911 gelang es dem hier sehr rührigen Pastor Isenburg, mit Landeskirchenmitteln die Kapelle wieder instand zu setzen. Sie gehört jetzt der Landeskirche in Hannover, denn ein Einzelner wäre außerstande, den Bau zu erhalten. 1911 verstärkte man das Dach, damit sich die Deckenbalken wieder frei tragen konnten. Man nahm die aufgestellten Pfosten heraus und der Maler Ebeling wusch den Kalk von der Decke ab. Da fand er die alten Ornamente und Blattwerke und brachte alles wieder in Ordnung. Er strich die Muster nur in einer anderen Farbe, gelb mit schwarzen Schatten. Dadurch wurde die Decke dunkler und leicht grünlich im Eindruck.

Der Restaurator Icks, der dann hier 1982 mit seinen Schülern gearbeitet hat, musste wieder die ganze Decke abwaschen, weil so viel zerstört war. Dabei hat er eine Stelle gefunden, im dritten Feld von der Empore nach vorn, die heller ist als die andere Malerei.
Dies, erklärte er, wäre die alte Farbe von 1692, die er heraus gewaschen hätte, nur aufgehellt durch den vielen Kalk und durch das Abwaschen.

Er hat dann die Ornamente und Blattwerke der Decke in Ocker mit roten Schatten gestrichen, und nun sieht sie festlicher aus als vorher.

Hinter dem Altar an der Ostseite ist eine kleine Sakristei angebaut. Die Decke ist in blauen Tönen mit Ornamenten bemalt, an den Wänden hängen zwei alte, nachgedunkelte Propheten-Bilder.

Von STECHINELLI gibt es dort den Stich eines Brustbildes.

Man sieht den wohlbeleibten kleinen Herrn in reichen Samtgewändern mit einer großen Perücke. Sicher freut er sich, dass seine Kapelle erhalten und gepflegt wird zur Freude der Nachkommen und zu Gottes und seinem Ruhm.

Barbara Schröder, Roderich Schröder Wieckenberg 1990