St. Michael - Der Erzengel

Warum heißt unsere St. Michael-Kirche nach dem Erzengel Michael?

Wer ist eigentlich dieser Michael, nach dem unsere Kirche wie auch viele andere Kirchen benannt sind?

Der Name „Michael“ stammt aus dem Hebräischen und bedeutet übersetzt „Wer ist wie Gott?“.

Michael zählt zu den sieben Erzengeln, die in der Engelhierarchie über den einfachen Engeln stehen. Erzengel sind geflügelte Wesen.

St. Michael in der Bibel

In der Bibel kommt Michael nur an wenigen Stellen vor. Im Buch des Propheten Daniel (Dan. 12,1ff) ist Michael der Schutzherr über das Volk Israel und steht Daniel im Kampf gegen das Perserreich bei (Dan. 10,13).

Im Judasbrief im Vers 9 wird berichtet, dass der Erzengel Michael mit dem Teufel um den Leichnam Moses streitet.

Die wichtigste Stelle der Bibel steht in der Offenbarung im 12. und im 20. Kapitel. Dort kämpft Michael mit einem Drachen/Teufel. Der Drache/Teufel ist das Zeichen für alle gottfeindlichen Mächte und so ist Michael also der Engel, der gegen alles kämpft, was gegen Gott ist.

Darstellungsweisen von St. Michael in der Kunst

Die Vision aus der Offenbarung hat dazu geführt, dass Michael in der Regel mit einem Drachen kämpfend dargestellt wird. Diese Darstellungsform kam bereits im 9. Jahrhundert auf, hatte aber besonders im Mittelalter seine Hochzeit. Michael wurde dann entweder triumphierend über dem Drachen stehend oder im Kampf den Drachen tötend dargestellt. Diese beiden Darstellungsformen finden sich häufig an Giebelspitzen und natürlich in Kirchen.

Michael wird auch mit einer Waage dargestellt, weil er am Ende der Zeit die Seelen wägt, dabei ist er häufig in eine Weltgerichtsdarstellung eingebunden.

Vom 15. – 18. Jahrhundert findet sich darüber hinaus vielfach die Darstellung Michaels als Himmelsfürst, der zusammen mit dem Engel Gabriel, den Anfang und das Ende im Heilsgeschehen, Gnade und Gerchtigkeit, verkörpert.

Weitere mit St. Michael in Verbindung gebrachte biblische Geschichten

Über die bereits erwähnten Bibelstellen hinaus wird der Erzengel Michael mit  weiteren biblischen Geschichten in Verbindung gebracht. Allerdings ist bei allen diesen Stellen der Name Michael nicht genannt. Er ist der Engel mit dem Schwert, der Adam und Eva aus dem Paradies vertreibt und den Lebensbaum bewacht (1. Mose 3, 23 - 24). Er zeigt Hagar, der von Abrahams eifersüchtiger Frau Sara vertriebenen Magd, eine Quelle zur Rettung ihres Lebens (1. Mose 16, 7 - 12). Er  gilt als einer der drei Männer, die Abraham besucht haben (1. Mose 18, 1 - 16). Er ist der Engel, der Abraham daran hindert, seinen Sohn Isaak zu töten (1. Mose 22, 11 - 18). Er rang mit Jakob (1. Mose 32, 24-29), er teilte das rote Meer, als das Volk Israel aus Ägypten auszog (2. Mose 14, 19 - 22), und führte Israel ins gelobte Land. Im Buch des Propheten Daniel rettet er die Jünglinge im Feuerofen (Dan 3,25-26)

In der Apostelgeschichte (Apg 12) befreit ein Engel Petrus aus dem Gefängnis. In diesem Engel wurde von jeher Michael gesehen.

Und beim jüngsten Gericht erweckt er die Toten mit der Posaune aus den Gräbern.

Legenden über St. Michael

In Legenden wird erzählt, dass Michael als zweiter Engel von insgesamt sieben Engeln von Gott geschaffen wurde. Diese sangen Hymnen zur Ehre Gottes. Als Gott den Menschen schuf, verweigerte der erstgeschaffene Engel dem Menschen seine Verehrung und so wurde Michael als Nachrücker der erste der Engel. Michael blies von nun an die Posaune des Lebens, er wurde der gute Engel, der die Menschen beschützt und beschirmt und konnte allezeit die Bitten des Menschen vor Gott tragen. Seine Aufgabe besteht auch darin, den Menschen die Ordnung und das Licht zu bringen und vor Gott für die Menschen zu bitten.

Der Überlieferung nach hat der hl. Michael in Konstantinopel den Kaiser Konstantin besucht.

In Rom soll 590 Papst Gregor um Rettung der Stadt vor der Pest gebeten haben. Daraufhin erschien St. Michael, steckte sein Schwert in die Scheide und die Pest verschwand.

1425 soll der Erzengel Michael der Jungfrau von Orléans erschienen sein und sie zur Rettung Frankreichs aufgefordert haben.

1429, im Oktober, soll der Erzengel Michael der Sage nach die Stadt Bautzen vor den anstürmenden Hussiten errettet haben.

St. Michael in den Gottesdiensttraditionen

In der Reformationszeit wurde der Tag des St. Michael, der 29. September, als eines der großen Feste der christlichen Kirche begangen. Der Altar wurde mit der weißen Farbe der Christusfeste versehen, weil die Engel die Diener Gottes und die Werkzeuge seines Waltens sind. Als Epistel des Tages wurde die Vision aus der Offenbarung des Johannes von dem himmlischen Streit Michaels ("Wer ist wie Gott!") mit dem Dachen gelesen.

Johann Sebastian Bach (1685-1750) hat drei Kantaten (Es erhub sich ein Streit, Man singt mit Freuden, Herr Gott, dich loben wir alle) zum Michaelisfest komponiert. In der ersten von 1726  heißt es:

„Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir!
Führt mich auf beiden Seiten,
dass mein Fuß nicht möge gleiten.
Aber lehrt mich auch allhier,
euer großes Heilig singen
und dem Höchsten Dank zu bringen.
Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir! „

 1880 verfasste der damalige Papst Leo XIII.  ein Gebet, das bis 1960 in jedem katholischen Gottesdienst gebetet werden musste.

„Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe; gegen die Bosheit und die Nachstellungen des Teufels, sei unser Schutz. ‚Gott gebiete ihm‘, so bitten wir flehentlich; du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stoße den Satan und die anderen bösen Geister, die in der Welt umherschleichen, um die Seelen zu verderben, durch die Kraft Gottes in die Hölle. Amen."

Bauernregeln um den St. Michaelistag

Es gibt viele Bauernregeln, die sich um den Michaelstag ranken:

Ist die Nacht vor Michaelis hell, so soll ein strenger und langer Winter folgen; regnet es aber an Michaelis, so soll der nächste Winter sehr gelind sein.
Wenn die Zugvögel nicht ziehen vor Michael, wird es nicht Winter vor Weihnachten.
Regnet's sanft am Michaelstag, sanft auch der Winter werden mag.
Bringt St. Michael Regen, kannst Du gleich den Pelz anlegen.
Kommt Michael heiter und schön, wird es noch vier Wochen so weiter geh'n.
Gibt Michaeli Sonnenschein, wird's in zwei Wochen Winter sein.

Warum heißt "St. Michael" St. Michael?

Auf diese Frage haben wir letztlich keine befriedigende Antwort gefunden. Es ist schon ungewöhnlich, dass man in den 60er Jahren eine neue Kirche nach dem Erzengel Michael benennt. "Michael" wardamals zwar einer der häufigst gebrauchten Jungennamen, aber als Kirchennamen waren andere "in". Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, Luther-Kirche, Auferstehungskirche, Jona-Kirche - das wären Kirchennamen des Zeitgeschmacks gewesen. Aber ein Name für eine ev. Kirche, der nach einem Heiligen der katholischen Heiligenverehrung klingt und doch keiner Heiliger ist, ist schon ungewöhnlich. Große bedeutende Kirchen unserer Region heißen nach St. Michael:der "Michel" in Hamburg oder die Michaeliskirche in Hildesheim z.B..

Wollten unsere Vorgänger im Glauben die Kirche zu Wietze in die Reihe dieser bedeutenden Kirchen stellen? Es bleiben nur Vermutungen, denn Zeitzeugen, die darüber Auskunft geben könnten gibt es nicht mehr. Auch die Tochter des damaligen Pastors Hanske konnte uns nicht weiterhelfen. So bleibt der Eintrag ins Protokollbuch des Kirchenvorstandes, dass die neue Kirche St. Michael heißen soll und die Beobachtung, dass der Kirchenvorstand die Grundsteinlegung, die Turm- und Glockenweihe ganz bewußt um den Michaelistag am 29. September vorgenommen hat.

Pastorin Dr. Angelika Überrück und Pastor Reinhard Überrück